Großkonzerne profitieren von Kinderarbeit
Der unfaire Abbau von Rohstoffen bei Zulieferern diverser Unternehmen ist gewiss kein neues Thema. Schon lange profitieren Großkonzerne von ausgebeuteten Arbeitern in Afrika, Asien, Südamerika und weiteren Teilen der Welt. Ein aktueller Bericht von Amnesty International und Afrewatch über die Kinderarbeiter aus Zuliefererketten namhafter Hersteller zeigt detailliert die menschenunwürdigen Bedingungen der Arbeiter in den Kobalt-Mienen im Kongo und die verbrecherischen Machenschaften derer, die es zulassen und davon profitieren.
Nein, unser Titel lautet nicht: Apple, Samsung, Sony und Co profitieren von Kinderarbeit. Können wir es beweisen? Nein. Können die Großunternehmen das Gegenteil beweisen? Nein! Dies geht aus einem am 19.01.2016 veröffentlichten Beitrag von Amnesty International und Afrewatch hervor. Laut dem 87 Seiten langen Bericht „THIS IS WHAT WE DIE FOR“ können namhafte Elektronikhersteller wie Apple, Samsung oder Sony können nicht garantieren, dass in ihren Produkten kein Kobalt aus Kinderarbeit genutzt wird. Vereinfacht ausgedrückt: Es könnte sein, dass das Kobalt, welches auch in ihren Produkten steckt, aus Kinderarbeit stammt.
Die drei genannten Unternehmen sind jedoch bei weitem nicht die einzigen großen Namen, die genannt werden. Auch Konzerne wie Microsoft (Nokia), HP, Dell, Huawei, Lenovo (Motorola), LG, Vodafone sowie Automobilunternehmen wie Daimler und Volkswagen werden genannt. Der zuvor genannte Bericht zeigt unter anderem, dass schon Kinder ab sieben Jahren unter lebensgefährlichen Bedingungen in kongolesischen Minen arbeiten und Kobalt abbauen. Verena Haan, Expertin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty International in Deutschland äußert sich dazu wie folgt: "Die Elektronikkonzerne nutzen Kobalt für die Akkus ihrer Smartphones, Tablets und Laptops, also in Geräten, die aus unserem Verbraucheralltag nicht mehr wegzudenken sind".
"In der Demokratischen Republik Kongo - wo mehr als die Hälfte des weltweiten Kobalts gewonnen wird - riskieren Männer, Frauen und Kinder im Kleinstbergbau täglich ihre Gesundheit und ihr Leben. Allein im Südkongo starben zwischen September 2014 und Dezember 2015 mindestens 80 Bergleute", so Haan. "Globale Unternehmen dürfen sich nicht darauf berufen, dass sie angeblich nicht überprüfen können, woher wichtige Mineralien in ihrer Produktion kommen".
"Alle an der Kobalt-Lieferkette beteiligten Unternehmen müssen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachkommen und dies auch öffentlich machen. Falls sie von Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette erfahren, müssen sie sofort Abhilfe leisten - so wie es die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte verlangen", sagt Haan.
Amnesty International fordert mehr Engagement einzelner Regierungen! Die Parlamente der Staaten, in denen die im Bericht erwähnten Unternehmen sitzen, wie zum Beispiel den USA, Japan und Südkorea, müssen von den Konzernen mehr Transparenz einfordern. "Ohne entsprechende Gesetze, die Unternehmen dazu verpflichten, Informationen über die Herkunft der Mineralien und ihrer Zulieferer zu prüfen und zu veröffentlichen, können die Elektronik-Konzerne weiterhin von Menschenrechtsverletzungen profitieren", sagt Haan.
Dieser Ansicht stimmen wir zu. Zudem wäre es laut Auffassung vieler Aktivisten schon lange an der Zeit ein Unternehmensstrafrecht in Deutschland einzuführen. Dieses gibt es bereits in vielen anderen Ländern. Die Sanktionierung von Unternehmen erfolgt im deutschen Recht zurzeit nämlich hauptsächlich über das sogenannte Ordnungswidrigkeitenrecht. Eine Änderung könnte auch hier nach Ansicht der Befürworter mehr Handlungsdruck bewirken. Das Auferlegen von Sanktionen bei der Nichteinhaltung neuer Standards und Richtlinien wäre demnach ein Ansatz und erster Schritt zur Änderung dieser Situation.
Die Nachrichten in den TV-Medien lassen ebenfalls zu wünschen übrig. Während täglich fast im Stundentakt über den VW-Abgasskandal berichtet wurde, haben wir von diesem Vorgang bislang nicht viel gesehen. Immerhin wird der VW-Konzern ebenfalls in dem Bericht von Amnesty International genannt. Ähnlich wie beim FIFA-Skandal: Über die Korruptionsvorwürfe gab es Sondersendungen, Talkshows uvm. während die Sache mit den aufgedeckten Missständen beim Stadionbau für die Fußball WM 2022 in Katar- außer von Stern TV- keine besondere Aufmerksamkeit in den TV Medien bekam.
Mehr über Die Schattenseiten von Smartphones und Co.
und über die Rohstoffgewinnung für Smartphones
Ausführlicher Bericht auf Amnesty.org
Youtube-Bericht:
Bilder: Amnesty International und Afrewatch
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