Arbeitsbedingungen bei Amazon in Deutschland

In den letzten Jahren hat Amazon, der weltweit führende E-Commerce-Riese, vermehrt die Schlagzeilen beherrscht - jedoch nicht ausschließlich aufgrund seines bahnbrechenden Erfolgs im Online-Handel. Vielmehr rücken die schlechten Arbeitsbedingungen immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Insbesondere in Deutschland, wo Amazon mehrere große Lager betreibt, sollen die Missstände deutlich zu erkennen sein. Stimmen die Vorwürfe und wenn ja, wie kann es sein, dass so etwas von der breiten Öffentlichkeit geduldet wird?

Zunächst einmal halten wir fest, dass Amazon nicht per se schlecht ist. Im Gegenteil, wir sehen hier einen der größten und wichtigsten Arbeitgeber, welcher viele Unternehmer und Kunden glücklich macht. Sie schaffen Arbeitsplätze, haben einen Streaming-Deanst und für fast jeden Wunsch das passende Produkt auf Lager. Ja auch wir kennen die Vorteile des Bestellens via Amazon Prime, doch leider gibt es immer wieder Berichte darüber, dass diejenigen, die sich um den Transport und den schnellen Versand der Pakete kümmern leiden. Sie sind die Zahnräder der ganzen Maschinerie und manche von ihnen bekommen laut Medienberichten leider immer noch ein menschenunwürdiges Arbeitsverhältnis.

Günter Wallraff deckt auf

Im Jahr 2021 deckt RTL durch das Team Wallraff deckt "Amazons dunkle Geheimnisse" auf. Bei ihren letzen Ermittlungen bei Amazon hat das Team Wallraff schockierende Enthüllungen über die Arbeitsbedingungen bei dem globalen E-Commerce-Riesen aufgedeckt. Die Ergebnisse zeigtn unwürdige Praktiken wie die umfassende Überwachung der Mitarbeiter, Lohnausbeutung und überwältigende physische und psychische Belastungen sowohl für das Lieferpersonal als auch für die Fließbandarbeiter.

Strenge Überwachungsmaßnahmen

Die Fahrer, die für die Subunternehmer von Amazon arbeiten, werden laut Walraff über eine App, die ihr Fahrverhalten und ihre Pausenzeiten aufzeichnet, einer ständigen Überwachung unterzogen. Jede Abweichung von den vorgeschriebenen Normen führe zu Strafen, die ihre Arbeitsaussichten beeinträchtigen. In ähnlicher Weise müssen die Mitarbeiter laut der RTL Reporter in den Einrichtungen des Unternehmens Scanner tragen, die jede ihrer Bewegungen überwachen und sie von untätigem Geplapper und längeren Pausen abhalten. Amazon bestreitet zwar den Einsatz von Kameras zur Überwachung der Mitarbeiter, aber die Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre bleiben bestehen.

Lohnausbeutung und Stress

Die Untersuchung ergab, dass viele der bei Amazon beschäftigten Lkw-Fahrer unter dem Mindestlohn bezahlt werden, obwohl sie in Deutschland arbeiten. Darüber hinaus führe die zermürbende Arbeitsbelastung sowohl der Fahrer als auch der Lagerarbeiter häufig zu unbezahlten Überstunden und extremem Stress. In den Logistikzentren müssen die Beschäftigten laut Team Walraff eine erstaunliche Anzahl von Paketen abwickeln, was zu einer Arbeitsumgebung führt, die von Angst und körperlicher Belastung geprägt ist.

Schlimme Lebensbedingungen für Lkw-Fahrer

Die Arbeitsbedingungen der Lkw-Fahrer wurden im Bericht als besonders trostlos empfunden, mit beengten Schlafräumen und unzureichenden Hygieneeinrichtungen während ihrer wochenlangen Schichten. Trotz der Behauptungen von Amazon, für Sauberkeit zu sorgen und Annehmlichkeiten bereitzustellen, zeichnet die Realität für diese Fahrer ein anderes Bild.

Umweltbedenken und Missachtung von unverkauften Waren

Darüber hinaus warf der Vorwurf der Vernichtung überschüssiger Waren durch Amazon ökologische Bedenken auf, da Berichten zufolge das Unternehmen die Spende dieser Artikel an Hilfsorganisationen oder Krankenhäuser ablehnt. Diese Praxis wirft nicht nur Fragen zur Nachhaltigkeit auf, sondern unterstreicht auch das größere Problem des Umgangs mit unverkauften Produkten in der E-Commerce-Branche. Die Berichte sind nun zwei Jahre her. Ob und in wie weit sich hier Dinge zum Positiven geändert haben, das können wir leider nicht beurteilen.

Missstände in Amazon-Lager

Das Amazon-Lager in Bad Hersfeld, das zu den größten in Europa gehört, ist auch durch andere Medienberichte berüchtigt für seine harten Arbeitsbedingungen und seine strenge Überwachung der Angestellten. Ein Hauptanliegen ist die Forderung nach einer erhöhten Produktivität, die oft zu einer Überbelastung der Beschäftigten führt. Mitarbeiter berichten hier von einem enormen Druck, der auf ihnen lastet, um die ehrgeizigen Zielvorgaben des Unternehmens zu erfüllen. Dies hätte zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen bei den Arbeitern geführt, darunter körperliche Erschöpfung, Stress und in einigen Fällen sogar zu langfristigen Verletzungen.

Darüber hinaus würde die ständige Überwachung der Arbeiter in Form von Leistungsanalysen und Überwachungskameras als invasive und demütigende Praxis wahrgenommen. Die Mitarbeiter klagen über ein Klima der ständigen Angst vor Disziplinarmaßnahmen, falls sie die gesteckten Ziele nicht erreichen. Diese beispiellose Überwachung hätte zu einem deutlichen Mangel an Vertrauen zwischen der Belegschaft und dem Management geführt und zu einem Klima der Unsicherheit und Angst beigetragen.

Des Weiteren wären die Arbeitsverträge bei Amazon oft befristet und beinhalten selten eine langfristige Sicherheit für die Angestellten. Die Unsicherheit bezüglich der Zukunft der Beschäftigung belastet die Mitarbeiter zusätzlich und führe zu einem Klima der Angst, Unsicherheit und Instabilität. Die fehlende soziale Absicherung verstärke zudem das Gefühl der Ausbeutung und Unsicherheit innerhalb der Belegschaft.

Die Gewerkschaften haben mehrfach versucht, auf diese Missstände aufmerksam zu machen und Verbesserungen für die Beschäftigten zu erwirken. Jedoch hätte Amazon bislang wenig Anstrengungen unternommen, um die Arbeitsbedingungen grundlegend zu verbessern. Trotz der öffentlichen Kritik und der Forderungen nach Änderungen hat sich laut Medienberichten das Management von Amazon in Deutschland häufig als resistent gegenüber Reformen erwiesen.

Eine Veränderung muss her

In Anbetracht der aktuellen Debatte über die Arbeitsbedingungen und der zunehmenden öffentlichen Aufmerksamkeit besteht ein dringender Bedarf an einer umfassenden Überprüfung und Verbesserung der Arbeitspraktiken bei Amazon in Deutschland. Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass die Rechte und das Wohlergehen der Beschäftigten in der gesamten Lieferkette respektiert und geschützt werden. Die Hoffnung liegt nun auf einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen den Gewerkschaften, dem Management und den Regulierungsbehörden, um langfristige und nachhaltige Lösungen zu erarbeiten, die die Würde und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer gewährleisten.

Die Problematik der Arbeitsbedingungen bei Amazon in Deutschland erstreckt sich laut Medienberichten über mehrere Lagerstandorte im ganzen Land. Neben Bad Hersfeld sollen auch andere Standorte ähnliche Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen hervorgebracht haben. In manchen Lagern würden Arbeiter ebenfalls mit hohem Druck konfrontiert werden, um strenge Zeitvorgaben einzuhalten, was zu einem anhaltenden Muster von Überlastung und Stress führt. Darüber hinaus wird berichtet, dass die Pausenzeiten oft unzureichend sind, um den Arbeitern genügend Erholung zu ermöglichen. Viele Beschäftigte haben angegeben, dass sie Schwierigkeiten haben, angemessene Pausen zu nehmen, um sich ausreichend zu erholen, was zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und der allgemeinen Gesundheit führt. Letzteres schadet auch Amazon, denn in aller Regel ist nur ein zufriedener Mitarbeiter ist ein guter Mitarbeiter. 

In Bezug auf die Vergütung haben einige Mitarbeiter auch Kritik an den niedrigen Löhnen und an den begrenzten Aufstiegsmöglichkeiten bei Amazon geäußert. Trotz der hohen Anforderungen und des anspruchsvollen Arbeitsumfelds erhielten viele Beschäftigte nur einen vergleichsweise geringen Stundenlohn, der oft nicht ausreiche, um den Lebensunterhalt angemessen zu bestreiten. Diese finanzielle Unsicherheit verstärke die Belastungen, mit denen die Beschäftigten konfrontiert sind, und stelle eine weitere Herausforderung für ihr Wohlbefinden dar. Die Zunahme von Robotern und KI bedrohe zudem Arbeitsplätze, jedoch können diese Maschinen wenigstens einem immensen Arbeitsdruck mithalten, da sie eben nur Maschinen sind. 

Amazons Antwort

Amazon würde sein Engagement für das Wohlergehen der Mitarbeiter und die Umweltverantwortung beibehalten und betont, dass das Unternehmen den Wiederverkauf, die Spende oder das Recycling von Artikeln der Entsorgung vorzieht. Die Herausforderungen im Umgang mit zurückgesandten oder unverkauften Waren seien ein allgemeines Problem, mit dem Einzelhändler konfrontiert seien, und das Unternehmen bemühe sich, diese Herausforderungen durch nachhaltige Praktiken zu bewältigen.

Auch in Puncto Arbeitsbedingungen widerspricht Amazon. Als Reaktion auf die Vorwürfe erklärte Amazon gegenüber CORRECTIV, dass das Unternehmen keine spezifischen individuellen Arbeitsgeschwindigkeiten oder Produktionsziele für seine Mitarbeiter vorschreibt. Sie betonten, dass ihre Planung auf der durchschnittlichen Teamleistung basiere, die aus realen individuellen Daten abgeleitet werde. Jörg Asmussen, der Standortleiter in Winsen, machte gegenüber dem Abendblatt jedoch eine gegenteilige Aussage: Die Teamleiter hätten in der Tat nicht die Zeit, ihre Mitarbeiter mit Leistungszahlen zu konfrontieren. Zudem gab die Pressestelle von Amazon an, dass viele Mitarbeiter lieber Feedback einholen, als sich strengen Leistungskennzahlen zu stellen.

Es steht als Aussage gegen Aussage, doch die Bilder von Wallraff sprechen Bände. Trotz dieser widersprüchlichen Aussagen und der Aufdeckungen äußerten sich einige Mitarbeiter während des Besuchs des Abendblatts am Standort Winsen positiv. Ein Mitarbeiter verglich die Arbeitsbelastung mit seiner früheren Tätigkeit als Filialleiter im Einzelhandel.

Die Einführung von Arbeitsrobotern von Amazon Robotics in Winsen hat zu gemischten Reaktionen in der Belegschaft geführt. Während einige den Wandel zur Digitalisierung begrüßen und die Unterstützung durch die automatisierten Systeme zu schätzen wissen, äußerten andere einen erhöhten Stress aufgrund des zusätzlichen Drucks, der mit diesen technologischen Veränderungen verbunden ist.

Bei einem unabhängigen Besuch des Abendblatts vor Ort, bei dem die Mitarbeiter in Abwesenheit von Amazon befragt wurden, ergaben sich unterschiedliche Meinungen zum Arbeitsumfeld und zu den Auswirkungen der technologischen Neuerungen bei Amazon. Auch gab es bereits Besuche vom Pro7-Magazin Galileo. Diese Besuche waren jedoch nicht unangekündigt und interviewte Mitarbeiter wirkten als würden sie nicht frei reden können. Es bleibt also weiterhin ungewiss, wie sich das Unternehmen angesichts der kritischen Beobachtung unterschiedlicher Medien auf solche Besuche vorbereitet und inwieweit Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Hierzu bedarf es wohl erneuten Nachprüfungen durch Investigativ-Reporter wie Günter Walraff und sein Team.

Mehr Aufmerksamkeit für die Arbeiter

Vor allem in der Vorweihnachtszeit haben Fahrer und Lager-Mitarbeiter einen hohen Stress zu vermelden. Die öffentliche Aufmerksamkeit für die problematischen Arbeitsbedingungen bei Amazon in Deutschland hat zu einer breiten Debatte über die ethische Verantwortung von Unternehmen geführt, insbesondere in Bezug auf die Behandlung und das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter. Viele Konsumenten haben daher begonnen, ihre Einkaufsgewohnheiten zu überdenken und bevorzugen zunehmend Unternehmen, die sich für soziale Gerechtigkeit und faire Arbeitsbedingungen einsetzen.

Doch wird es eine Lösung bringen einfach nichts mehr über Amazon zu kaufen? Damit würde man auch wiederum andere Existenzen gefährden, die eben durch Amazon ihren Lebensunterhalt bestreiten. Vielmehr muss eine Veränderung her. Es müssen mehr Menschen, gerade die Verkäufer aber auch Konsumenten, mit dem Finger darauf zeigen und die Dinge beim Namen nennen und hinterfragen. Viele Medien sollten auf den Disput hinweisen und eine Debatte anregen, die dazu führt, dass sich die Lage verbessert. 

Infolgedessen sind jedoch vor allem Rufe nach strengeren Regulierungen und Gesetzen lauter geworden, um die Rechte und das Wohlergehen der Arbeiter zu schützen. Eine stärkere Überwachung und Kontrolle der Arbeitspraktiken bei großen Unternehmen wie Amazon wird von Gewerkschaften und Aktivisten gefordert, um sicherzustellen, dass Arbeitsnormen und -Standards eingehalten werden. Politiker und die EU-Kommission sind nun gefragt hier mehr Kontrolle und Regulierungen bzw. Gesetze voranzubringen, sodass das Unternehmen weiterleben kann während auch die kleinen Arbeiter einen fairen Lohn und würdigen Arbeitsbedingungen bekommen.

Fazit: Ob und in wie weit die Vorwürfe gegen Amazon noch aktuell sind oder ob es aktuell überhaupt noch Missstände gibt können wir leider nicht beurteilen. Hierzu fehlt es an neuen Reportagen. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass diese anhaltende öffentliche Debatte und das Bewusstsein für die Arbeitsbedingungen bei Amazon und anderen Unternehmen in Deutschland und auch international zu einer Debatte und grundlegenden Veränderung der Praktiken und einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten führen werden. Die Einhaltung fairer und menschenwürdiger Arbeitsbedingungen sollte nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch eine moralische Verantwortung für Unternehmen sein, die von der Arbeitskraft ihrer Mitarbeiter profitieren. 

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