Die Selbstgerechten
Ob Corona-Krise, Migration, Kriege oder Ideologien, leider bewegen sich Bürger hierzulande immer weiter auseinander; entweder für oder gegen! Der soziale Zusammenhalt wäre eventuell noch mehr vorhanden, wenn politische Konzepte stimmen würden. Mit dem Buch „Die Selbstgerechten“ richtet Sahra Wagenknecht den Fokus nicht nur auf die Ursachen des Versagens, sondern bietet Lösungsansätze für eine bessere Zukunft. Welche das sind und warum der Linksliberalismus dabei eine große Rolle spielt, das erläutere ich in der folgenden Rezension.
Die Autorin
Das Buch „Die Selbstgerechten“ von Sahra Wagenknecht ist erstmals im Jahr 2022 beim Campus Verlag erschienen. Das Buch hat 416 Seiten und behandelt maßgeblich unsere Gesellschaft mit Hinblick auf politische Ideologien und wirtschaftliche Faktoren.
Zum Zeitpunkt des Buchdrucks war Sahra Wagenknecht noch Mitglied der Partei Die Linke, was auch in der Kurzbiografie vermerkt wurde. Inzwischen ist die promovierte Volkswirtin Parteivorsitzende ihrer eigenen Partei Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit, kurz BSW. Seit der Gründung im Januar 2024 hat das BSW schon für viel Wirbel in der Parteienlandschaft gesorgt. Einen starken Mitstreiter haben nun nicht nur rechte, sondern auch linke Parteien. Doch was heißt heutzutage eigentlich noch rechts oder links und sind diese Strömungen noch mit denen des 20. Jahrhunderts zu vergleichen? Antworten zu diesen und anderen Fragen erfahren interessierte Leser in diesem Buch.
Schreibstil und Inhalt
Für einen angenehmen Lesefluss sorgt die Autorin nicht nur damit, wie sie mit Worten umgeht und jeden Satz spannend auf den nächsten aufbaut, sondern auch durch die Tatsache, dass sie in diesem Buch nicht gendert! Für viele „Leser“, die eine Leseprobe erhielten, war dies sicher auch ein Kaufkriterium. Gendersternchen und der zwanghafte Versuch, das Maskulinum auszumerzen, zerstört für viele nicht nur das typografische Bild, sondern würde auch dem entgegensetzen, wofür sie in dem Buch und in ihren Reden plädiert, nämlich weg von der Konzentration auf Nebensächlichkeiten von Minderheiten, die gegen den Mehrheitswillen sind.
Das Buch beinhaltet insgesamt 12 Kapitel und ist durch mehrfache Untertitel gut strukturiert und lesbar. Die Themen sind dabei sehr vielfältig, aber dennoch alle in einem Grundkontext. Die Autorin schlüsselt in feinster Kleinstarbeit auf, was eine funktionierende Gesellschaft ausmacht und zeigt, dass es sie in Teilen auch schon gab. Dabei wählt sie jedoch nicht denselben Schritt, den viele andere Schreiber einer politischen Partei wählen, nämlich ebenfalls ideologisch zu sein. Im Gegenteil, gerade diese Thematik ist es, die sie mehrfach anprangert und aufzeigt, warum Ideologien die Gesellschaft spalten und wie schnell sich links und rechts vermischen oder gar verändern können.
Ein großer Teil beschäftigt das Thema des Linksliberalismus, der sich laut Wagenknecht immer progressiver wähnt und die „Linke“ längst keine traditionelle Linke mehr ist. Dabei spielt die Autorin weder mit Emotionen noch stellt sie eine negative Ausrichtung gegen einzelne Akteure oder Parteien her. Die genannten Schilderungen könnten aktueller und dringlicher nicht sein. Frau Wagenknecht beleuchtet die Problematiken aus allen Richtungen. Ob Cancel Culture, Flüchtlingspolitik oder neue Kriegskultur, jede Seite wird analysiert und beim Namen genannt. Natürlich geht es auch um die Marktwirtschaft, aber auch um die Digitalisierung. Manche Dinge in diesem Buch lassen einen nur noch mit dem Kopf schütteln, da man sie kaum für wahr halten möchte. Es wird aber stets über den Tellerrand geschaut, während Lösungswege aufgezeigt werden.
Es ist bemerkenswert, wie sehr sich die Autorin mit der Materie jedes einzelnen Themas beschäftigt hat und selbst ins tiefste Innere der unfairen Herstellung eintaucht, während sie z.B. die Fehler der neuen E-Kultur aufzeigt, ohne sie dabei schlechtzureden. Dasselbe gilt für die Klimapolitik, wo eben auch nicht alles so grün ist, wie es nach außen scheint. Es wäre spannend zu erfahren, wie eine Neufassung dieses Buches in ein paar Jahren aussehen würde, doch dazu müsste sich erst einmal etwas ändern. Eventuell trägt die Autorin durch ihre neue Partei ja selbst dazu bei. Vermutlich jeder, der dieses Buch liest, wird ihr dies auch zutrauen.
Fazit
Das Buch „Die Selbstgerechten“ könnte kaum aufschlussreicher und spannender sein. Was wie nach einer Buchbesprechung über einen Roman klingt, ist jedoch Realität und passt auch nach zwei Jahren immer noch gut zum aktuellen Geschehen. Geändert hat sich bislang hinsichtlich der im Buch genannten Dinge kaum etwas. Das Buch durchleuchtet die aktuelle Gesellschaft in einer ungeschönten Art und Weise, ohne dabei polemisch oder gar ideologisch zu klingen. Ob rechts, links, liberal oder konservativ, angesprochen fühlen können sich durch dieses Buch viele, beleidigt sein muss niemand.
Eine Empfehlung für jeden, der mehr über die Ursache des heutigen Spaltungs-Zeitgeistes erfahren möchte und für diejenigen, die es ändern können und wollen.
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