Polymaker Filament

In Sachen Filament-Typen gibt es auf dem Markt immer mehr Entwicklungen. Was früher reine private Hobby-Spielerei war entwickelt sich nun immer mehr zu einer eigenen professionellen Produktionsart. Längst reicht vielen ABS als starkes Material nicht mehr aus, daher kommen Materialien ins Rennen, die besonders Hitzebeständig, fest oder sogar wasserlöslich sind. So wie Polymaker; der chinesische Hersteller bietet neben den üblichen Filament-Sorten wie ABS, PLA und TPU auch besonders ausgefallene Sorten wie PC oder PolyDissolve. Diese, wie auch TPU-Sorten haben wir ausgiebig getestet. Ob die Filamente unseren Tests gerecht wurden und vor allem wie, das zeigt der folgende Testbericht.

Wir testen und bewerten die 1.75 mm Filament-Sorten

  • PolyDissolve S1
  • PolyMax PC black
  • PolyFlex TPU95-HF white
  • PolyFlex TPU95 orange
  • PolyWood Wood PLA

Wir testen die Filamente anhand folgender Kriterien: Materialeigenschaften, Druckleistung, Handhabung und Umwelteigenschaften. Daraus erschließen sich folgende Unterkriterien: Verpackung / Spule, Beschaffenheit, Auflösung, Festigkeit, Haftung, Solidität (Kaltzustand, heiß und abgekühlt) sowie Geruchsentwicklung. Wir verwenden im Test gleich zwei professionelle 3D-Drucker von Dremel und drucken in geschlossenen Bereichen. Geruchsentwicklung messen wir sowohl sensorisch als auch mittels PM 2.5 Feinstaubmessgerät. Die Gas-Entwicklung messen wir mit einem CO-Messgerät.

Polymaker ist ein globales Unternehmen mit Hauptsitz in Shanghai, China. Mit Vertriebszentren in Nordamerika, Europa und Asien sind die Filamente des Herstellers bereits fast in jeden Winkel der Welt vorgedrungen. Die weltweite Präsenz und Bekanntheit werden durch Beziehungen zu lokalen Distributoren und Wiederverkäufern eng gesteuert. Polymaker stellt seine Produkte zudem regelmäßig auf 3D-Druck-Messen auf insgesamt vier Kontinenten aus und ist ein etablierter Name im Filament-Bereich geworden.

Fangen wir mit der Verpackung des Filaments an. Das Filament wird in einem schönen, aufklappbaren Papp-Karton mit der einladenden Aufschrift "Happy Printing" geliefert. Die Spule ist ebenfalls aus Pappe, was gegenüber vielen anderen Herstellern umwelttechnisch einen großen Vorteil bietet. Die Filamente werden vakuumverpackt in Alu-Beuteln geliefert. Das ist gut, denn so hält sich das Filament länger als wenn bereits Sauerstoff und Feuchtigkeit in der Tüte wäre. Bereits beim Einlegen der beiden Filamente bemerken wir bei den Sorten PC und PolyDissolve eine gute Festigkeit und bei den beiden TPU-Sorten eine gute Biegsamkeit. Bei einem neuem Filament sollte der erste Druck immer ein Temperaturturm sein, um die ideale Temperatur für den Druck zu ermitteln. Die Dateien und Anleitungen für den Temperaturturm finden Sie auf 3D-Druck Websites, wo es kostenloses 3D-Modelle gibt. Der vom Hersteller empfohlene Temperaturbereich für die im Test befindlichen Filamente liegt in etwa im selben Bereich wie die der Türme.

 

Die Geruchsentwicklung hält sich bei beiden TPU Filamenten in Grenzen, wobei dieser beim PC- und PolyDissolve deutlich erkennbarer ist. Eine penetranter Gummigeruch tritt aus dem Bauraum hervor. Kein Wunder, denn PC-Filament wird durch sehr hohe Temperaturen bis annährend 300 °C verarbeitet. Durch die thermische Zersetzung können dabei gefährliche Zersetzungsprodukte wie die reizenden Gase CO, CO2 und Stickoxide entweichen. Im Test liegen die Werte bei allen Filamenten unterhalb von 50ppm. Dennoch sollten Anwender sich während des Druckes nicht im selben Raum aufhalten und diesen belüften, da auch gering austretende Dämpfe für den Körper auf Dauer schädlich sein können. Dies gilt auch für andere Filamentarten wie z.B. ABS, TPU uva. Wenn man den Raum betritt, in dem mit PC gedruckt wurde kann auch eine FF3-Maske dabei helfen diese schädlichen Dämpfe nicht einzuatmen.

PC steht für Policarbonat ist sehr widerstandsfähig. Beispielsweise wird dieser Kunststoff zur Herstellung von Panzerglas und CDs verwendet. Es lässt sich auch im ausgehärteten Zustand biegen, ohne zu brechen oder zu splittern. Dies bestätigen ebenfalls unsere Tests. Hierzu haben wir einmal einen runden Stab mit einer Länge von rund 17cm und einem Durchmesser von ca. 1,7cm sowie einen halbrunden Stock gedruckt.Als wir die ersten Modelle gedruckt haben, hatten wir anfangs lediglich bei PC etwas Probleme mit der Haftung auf dem Druckbett. Nach einigen Anpassungen der Temperatureinstellungen konnten wir jedoch mit den ordentlichen Drucken beginnen. Die Düsentemperatur sollte bei PC zwischen 250 und 270° Celsius liegen. Wir hatten mit letzterem das beste Ergebnis erzielt. Die beste Betttemperatur liegt bei 90° C und der Lüfter sollte laut Hersteller für dieses Material ausgeschaltet sein. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen: Der Stab ist sehr robust und wertig. Zum Vergleich haben wir denselben Stab mit PLA gedruckt und ein etwas fragileres und weniger solides Ergebnis erhalten wie mit diesem Filament. Der halbrunde Stock ließ sich etwas biegen, ohne zu zerbrechen. Der runde Stock hatte nur 14 Gramm und war dennoch so fest, dass der Tester in selbst mit einem hohen Kraftaufwand nicht auseinanderbiegen konnte. Auch Stürze auf den Boden machten dem Objekt nichts aus.  

 

Das PolyDissolve Filament gehört zu einer Familie von auflösbaren Stützfilamenten. Diese Familie bietet eine Stützlösung für das Polymaker Portfolio an Filamenten. Sie ermöglicht eine größere Designfreiheit. Das im Test befindliche PolyDissolve S1 ist ein wasserlöslicher Träger für PLA-, TPU-, PVB- und Nylon-basierte Filamente. Er wurde speziell entwickelt, um eine perfekte Schnittstelle mit diesen Materialien zu bilden und gleichzeitig eine gute Löslichkeit zu bieten. Im Test machte auch dieses Filament eine sehr gute Figur und bot die perfekte Ergänzung zu anderen Sorten.

 

Auch die TPU-Modelle können im Test punkten. Die Haftung auf dem Druckbett klappte hier von Anfang an sehr gut. Als Beispiel haben wir eine Handyhülle bzw. einen Bumper gedruckt. Dieser ist dank seiner orangenen Farbe nicht nur schön anzusehen, er bietet eine gewisse Festigkeit und Flexibilität zugleich. Wir haben den Bumper mit einem gekauften aus Silikon verglichen und stellten fest, dass unser Testmodell nicht nur robuster und fester ist, sondern auch dieselbe Flexibilität bietet wie das gekaufte Modell. Das weiße TPU-Filament bietet dieselben guten Eigenschaften wie das orangenfarbene. Auch hiermit erhalten wir im Test schöne Drucke und bekommen ein kräftiges und dichtes Weiß geboten.

Das holz-Filament PolyWood weist eine sehr schöne, dunkle Holzfarbe auf. Es riecht neutral und hat eine raue, holzähnliche Oberfläche. Mit diesem Filament lassen sich wunderschöne Schachfiguren ausdrucken. Auch Tierfiguren wie Eulen oder andere Tiermotive können mit PolyWood gedruckt werden und bekommen dadurch nicht nur ein schönes Aussehen, sondern auch noch eine solide und holzähnliche Oberfläche.

Abgesehen von manchen Haftungs-Schwierigkeiten bei PC, was auf die Druckeinstellungen zurückzuführen war, gab es im Test keinerlei Probleme mit den Filamenten. Wir hatten in keinen der Test-Durchgänge Staus oder Verstopfungen, kein verheddertes Filament oder irgendwelche anderen Probleme. PolyFlex TPU95-HF white und orange sind in der 750g Variante für rund 35 EUR zu haben. Das PolyMax PC Filament kostet zurzeit in der 750g-Version 44 EUR und beim PolyDissolve S1Filament sind es in derselben Menge rund 70 EUR. Der Grund für die beiden teureren Varianten sind die professionellen Materialien, die sich deutlich von Standard-Sorten abheben.

Fazit: Ob TPU, PC oder PolyDissolve, alle Filament-Sorten von Polymaker haben im Test vollen Einsatz bewiesen und boten uns überwiegend schöne 3D-Drucke in guter bis sehr guter Auflösung. Vor allem das robuste PC-Filament erschuf uns beeindruckende Drucke in professioneller Qualität. Die TPU-Filamente sind schön anzusehen und das PolyDissolve Filament ermöglicht eine größere Designfreiheit und eignet sich gut als Ergänzung für andere Filamente. Insgesamt sind alle getesteten Filamente sehr zu empfehlen! 

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