Piexon JPX6 Jet Protector

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Die Zahl der deutschen Bundesbürger, die Waffen besitzen oder über einen kleinen Waffenschein verfügen, ist deutlich gestiegen! Im Zuge eines gestiegenen Sicherheitsbedürfnisses der Bevölkerung hat sich auch die Nachfrage nach Pfeffersprays in Deutschland erheblich erhöht. Zudem greifen immer mehr Menschen zu einer Pfefferspraypistole. Letztere haben wir mit der Bezeichnung JPX6 von der Firma Piexon im Test. Ob uns das Produkt überzeugen kann und welche Vor- und Nachteile es hat, das zeigt der folgende Testbericht.

Ohne in diesem Beitrag eine Rechtsauskunft geben zu wollen, so halten wir objektiv betrachtet einmal die rechtliche Situation in Deutschland in Bezug auf Pfefferspraypistolen fest. Eine Pfefferspraypistole darf in der Regel legal für jedermann ganz ohne Waffenschein erworben werden. auch die JPX6 darf in Deutschland als Tierabwehrgerät ohne Waffenschein oder Registrierung verkauft, geführt und zur Tierabwehr genutzt werden! Zudem gibt es Situationen, in denen Pfefferspray auch gegenüber Menschen eingesetzt werden darf. Zulässig ist dies aber nur dann, wenn eine Person angegriffen wird, also eine Notwehrlage vorliegt. Diese kann auch zu Gunsten Dritter bestehen, beispielsweise wenn ein Anwender jemand anderem mit Pfefferspray zur Hilfe kommt. Für eine genaue Klärung der rechtlichen Situation bei Notwehr empfehlen wir das Befragen eines Anwalts.

Der einzige Nachteil bei manchen Pfefferspraypistolen kann jedoch sein, dass sie einer echten Schusswaffe täuschend ähnelt und somit den Eindruck erwecken kann, eine gefährliche Handfeuerwaffe zu sein. In dem Falle handelt es sich laut Gesetz nämlich um eine sogenannte Anscheinswaffe. Diese darf zwar in Gefahrensituationen in den eigenen vier Wänden eingesetzt, jedoch unter keinen Umständen in der Öffentlichkeit getragen werden! Daher ist das Führen von Anscheinswaffen in der Öffentlichkeit seit 2008 durch Paragraph 42a des Waffengesetzes (WaffG) verboten.

Die Piexon JPX6 Jet Protector ist allerdings keine Anscheinswaffe. Dies bestätigt der Feststellungsbescheid des BKA: SO 23 – 5164.01 Z 428 vom 09.05.2019. Die Pfefferspraypistole ist also zum Testzeitpunkt (03/2020) in Deutschland somit frei erwerb- und führbar- auch mit integriertem Laser, auf den wir später noch einmal genauer zu sprechen kommen. Die JPX6 darf somit in der Öffentlichkeit geführt werden, außer an Veranstaltungen oder Orten, wo Pfefferspraypistolen verboten sind. Für Österreich, die Schweiz und andere Länder gelten natürlich andere Gesetzte. Auch empfehlen wir hin und wieder auf Aktualität der freien Führung zu achten, oder ob zwischenzeitlich auch in Deutschland für diese Pfefferspraypistole ein Verbot erlassen wurde.

Das Tierabwehrgerät JPX6 Jet Protector wurde von der Schweizer Firma Piexon AG hergestellt. Wir testen und bewerten die Pfefferspraypistole Piexon JPX6 Jet Protector anhand folgender Kriterien: Materialeigenschaften, Funktion und Handhabung. Getestet wird im Freien auf einem waldähnlichen Testgelände mit dem JPX6 Speedloader-Magazin. Zum Testzeitpunkt weht zudem ein relativ starker Wind, was die Testsituation etwas interessanter macht.

Zunächst befassen wir uns jedoch mit den äußeren Merkmalen der JPX6. Die Pfefferspraypistole kommt in einem handlichen Koffer ins Haus. Darin ist Platz für eine geladene Pistole sowie weitere 2 Speedloader Magazine. Die Pistole ist mit ihren 194 x 37 x 127 mm  (LxBxH) relativ groß und bietet mit einem Gewicht von 580g (inkl. Magazin) ein ordentliches Gewicht. Ohne das Magazin wiegt das Griffstück an sich 370 Gramm. Zudem liegt die JPX6 aufgrund des breiten Griffes und der Noppen gut und sicher in der Hand. Die Pistole ist allerdings nichts für kleine Hände. Für die Hosentasche und kleine Handtasche eignet sich die JPX6 ebenfalls nicht. Hierfür benötigt man schon einen Holster, um nicht damit aufzufallen. Die JPX6 besteht rundherum aus schlagfestem Kunststoff und wurde gut verarbeitet. Insgesamt fühlt sie sich an als würde sie aus Hartgummi bestehen.

Magazin-Entriegelungshebel, Zentrierbolzen, Stossbolzen, Zündstifte, Arretierklinke sowie der Deckel des Batteriefachs sind aus Metall. Zudem wurde nichts verklebt, sondern mit Sechskantschrauben verschraubt. Die Verarbeitung bewerten wir insgesamt ebenfalls als sehr gut! Der Abzug wird ebenfalls durch ein Metallstuck gestützt und ähnelt in der Intensität und dem Klackverhalten dem einer Schreckschusswaffe. Unser Testmodell hat zudem an der Vorderseite einen Laser. Dieser wird mittels unserem Schiebeschalter aktiviert. Zwar wäre eine Aktivierung mittels Abzugs durch ein leichtes Anklicken praktischer, so hat man aber immer die Wahl zwischen der offenen Visierung und dem Laser. Auch sollte nie außer Betracht gelassen werden, dass auch der Laser angreifende Tiere oder Personen schaden kann, wenn damit in die Augen geleuchtet wird. Die Ausrichtung des Lasers stimmt exakt mit der offenen Visierung überein. Dies zeigen unsere Tests bei horizontaler Lage der Pistole. 

Das Speedloader Magazin ist aus hartem Kunststoff und beinhaltet vier Piexol Düsen. Diese enthalten 400kS-Ladungen mit je 10 ml Inhalt. Insgesamt stehen somit 40ml Inhalt zur Verfügung, welcher ohne Nachladen nacheinander abgefeuert werden kann. Piexol ist ein Extrakt aus der Cayenne Pfefferpflanze und der derzeit stärkste pfefferbasierte Reizstoff auf dem weltweiten Markt. Der flüssige Reizstoff enthält 10% Oleoresin Capsicum (OC) mit 1,5% Capsaicin. Der flüssige Extrakt reizt die Augen, die Schleimhäute und die Atmungsorgane. 400kS steht für 400.000 Scoville und ist eine Skala zur Abschätzung der Schärfe von Früchten der Paprikapflanze. Eine Jalapeño-Chili hat zum Vergleich „nur“ ca. 2.500–8.000 Scoville. Jeder, der schon mal eine scharfe Chili gegessen hat weiß, wie extrem sich die Schärfe auf den Körper auswirkt. Um unseren Probanden nicht zu schaden, verzichten wir daher auf das gezielte Beschießen mit dem gefährlichen Reizstoff. Im Internet sind auf Videoportalen jedoch ausreichend Videos zu finden mit Personen, welche einen Selbstversuch mit Piexol bzw. mit der JPX6 vollzogen haben. In der Regel sind diese danach rund 45 Minuten außer Gefecht. In dieser Zeit klagen Benutzer u.a. über vorübergehende Blindheit, Husten und Übelkeit. Kein Wunder, denn dieser Reizstoff wird sogar von der amerikanischen Polizei und sogar zur Abwehr von Bären benutzt. Mit der orangenen Farbe und den vier Düsen wirkt die JPX6 auf den ersten Blick nicht gleich wie eine echte Waffe. Das hat den Vorteil, dass sie auf Angreifer nicht zu bedrohlich wirkt. Sie werden diese Pistole somit eventuell unterschätzen und können bereits auf großer Distanz ferngehalten werden. Zusätzlich zu den starken Auswirkungen des Wirkstoffes wird der Angreifer von einer roten, blutähnlichen Farbe überschüttet, welche im Falle einer Flucht durch die Polizei die letztendliche Erkennung ermöglicht. Eine Flucht ist in der Regel für den Täter jedoch nicht vor mindestens 30 Minuten möglich. Im Falle des Kontaktes mit Haut, Augen oder anderen Stellen, diese mit kühlem Wasser spülen, und falls die Symptome nicht nach 45-60 Minuten abklingen, muss ein Arzt aufgesucht werden.

Die Pfefferspraypistole darf natürlich nicht in Kinderhände gelangen und sollte an einem sicheren, abgeschlossenen Ort aufbewahrt werden, denn das Gerät verfügt, bis auf den für Kinderhände sehr schwer zu bedienendem Abzug, über keine Absicherung! Bei falscher Anwendung kann diese Pistole auch tödlich sein! Daher sollte niemals damit auf einer Distanz von weniger als 1,5 Meter auf Menschen oder Tiere geschossen werden! Dies erwähnt auch der Hersteller mehrfach in der schönen und ausführlichen Betriebsanleitung. Durch die extrem hohe Geschwindigkeit von 290 km/h, aus der mit der Pistole geschossen wird, könnten bleibende Schäden wie Blindheit, Taubheit, schwerwiegende Verletzungen oder Tod die Folge sein! Das Magazin wird einfach auf das Griffstück aufgeschoben, und das Gerät ist sofort einsatzbereit. Kein Laden oder Spannen ist dabei nötig. Sobald der Abzug betätigt wurde, wird die erste Ladung abgeschossen. Das Magazin verfügt über vier Ladungen. Nach Abschuss der ersten Ladung wird die zweite Ladung automatisch geladen und ist abschussbereit. 

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Für unseren Test haben wir eine weiße Zielfläche an einen Karton befestigt und an einen Baum gehängt. Geschossen wird im Test aus 7 m, 5 m, 1,5 m und <1 Meter Entfernung. Wie eingangs bereits erwähnt herrscht etwas Gegenwind, was unseren Probanden dazu veranlasst einen Gesichtsschutz anzuziehen. Den ersten Schuss feuert er aus 7 Meter Entfernung ab. Das Zielen mittels Laserpointer verläuft zielsicher. Der Spannabzug benötigt schon etwas Kraft im Finger, ist im Test aber auch problemlos von unserer weiblichen Probandin durchführbar. Ein gewisser Rückstoß ist zwar da, aber kaum zu vergleichen mit dem einer Schreckschusspistole. Dasselbe gilt für die Lautstärke. Diese ist zwar deutlich hörbar, jedoch leiser als von einer Gaspistole. 

Trotz der Entfernung von 7 Meter und einem leichten Gegenwind wird die Zielschreibe ausreichend getroffen. Zwar ist das Pfeffer etwas weitläufig verstreut, doch wenn die Scheibe das Gesicht eines Angreifers wäre, hätte der Schuss bereits Wirkung gezeigt! Zudem wurde nichts in die Richtung des Probanden zurückgeweht, daher zieht er ab sofort auch seinen Gesichtsschutz wieder aus. Interessanter Weise können die Probanden kurz nach dem Schießen zum Karton, ohne dass ihnen die Augen tränen. 

Weiter geht es mit einer Entfernung aus 5 Metern. Hier das gleiche Szenario jedoch mit etwas mehr Pfeffer auf der Zielfläche. Erneut können wir mittels zielen gut und sicher unser Ziel treffen.

Beim dritten Versuch aus 1,5 Meter Entfernung kommt die extreme Kraft dieser Pfeffergeschosse weiter zum Vorschein. Kein Wunder, denn der Wirkstoffstrahl kommt mit einer Geschwindigkeit von 80 Meter pro Sekunde aus den Düsen geschossen. Dies entspricht einer Geschwindigkeit von 290 km/h! Der Karton wurde durchbohrt und die Flüssigkeit mit dem Reizstoff gelang auf der anderen Seite wieder heraus.

 

Im Test auf kürzester Distanz <1 Meter entstehen sogar zwei Löcher. Zudem bohrte der Reizstoff sogar auf der Rückseite ein weiteres Loch durch ein zweites Kartonstück.

Anhand dieses Beispiels ist deutlich erkennbar wie gefährlich es für Angreifer ist, mit dieser Pfefferspraypistole auf kurzer Distanz getroffen zu werden. Wir empfehlen daher jedem Anwender nur auf einer Distanz von mindestens 3 Metern einen Schuss auszulösen. Der Abstand von 1,5 Metern sollte nur im allerletzen Notfall angewendet werden! Der Wechsel zwischen den einzelnen Magazinen verläuft dank der tollen Technik problemlos und schnell. Dank des speziellen Systems, bleibt kein Reizstoff im Gerät zurück, so dass für Sie keine Gefahr beim Austausch des Magazins oder der Verwahrung der Pfefferspraypistole besteht. Das leere Magazin kann nicht wieder befüllt werden.

Im Einleitungstext der Bedienungsanleitung betitelt der Hersteller die JPX6 als „fortschrittlichstes und leistungsstärkstes Verteidigungsgerät auf Pfefferbasis“. Dies können wir bestätigen und würden ein noch stärkeres Gerät auch nicht für den normalen Anwender empfehlen. Dieses High-End Produkt lässt sich zudem einfach und zielgenau bedienen. Dennoch empfehlen wir Anwendern sich mit einem Trainingsmagazin mittels Farbe mit dem Umgang erst einmal vertraut zu machen. Dieses wollen wir noch einmal gesondert testen. Im Handelt kostet es derzeit, ebenso wie das Speedloader-Magazin, rund 50 EUR. Hierbei sollten Benutzer sich jedoch unbedingt merken, um welches Magazin es sich handelt! Eine Verwechslung könnte verehrende Folgen haben. Der Preis der JPX6 inkl. Laser bewegt sich derzeit bei rund 370 EUR. Wer auf den Laser verzichten kann, der zahlt rund 300 EUR.

Fazit: Noch nie waren die Tester so von einem Tierabwehrgerät überzeugt, wie von der JPX6. Die Pfefferspraypistole eignet sich nicht nur zur Abwehr von Tieren, sondern in Notwehr auch sehr effektiv gegen Personen. Die Einsatzfähigkeit ist nicht mit normalen Pfeffersprays zu vergleichen und die Tests lieferten beeindruckende Ergebnisse! Zudem ist das Gerät wertig und gut verarbeitet. Auch lässt es sich einfach und gut handhaben.

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